Natürlich ist es schön, wenn alles perfekt läuft und der Motor summt, wie am Schnürchen. Wir leben ja auch in einer Welt, in der Perfektion über allem steht und in unserer Konsumwelt alles für das perfekte Leben zu erhalten ist. Damit werden wir doch von morgens bis abends "gefüttert":
- Der perfekte Job mit tollem Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten
- Der perfekte Mensch an unserer Seite
- Perfekte Kinder, die tun, was man ihnen sagt
- Das perfekte Schönheitsideal
- und so weiter und so fort.
Die Herkunft des Perfektionisten
Als Teilpersönlichkeit ist der Perfektionist einfach eine Stimme im Kopf, die wir - und ich schließe mich da nicht aus - mal mehr, mal weniger laut und bewusst wahrnehmen können. Wir haben ihn selbst herbei gerufen und groß werden lassen. Doch wie konnte das geschehen? Der Perfektionist hat sich in den meisten Fällen bereits seit frühester Kindheit entwickelt. Dazu ist es zunächst einmal wichtig, die Bedürfnisse des Kind für eine gesunde Entwicklung zu kennen:
1. Bedürfnis nach Bindung und Liebe
2. Bedürfnis nach Sicherheit, Entwicklung und Autonomie
3. Bedürfnis nach Selbstwert-Erhöhung und Anerkennung
4.
Bedürfnis nach Genuss
Wird eines dieser vier Grundbedürfnisse verletzt - manchmal reicht nur eine Begebenheit - versteht das Kind dies als Ablehnung und denkt, es sei nicht gut genug, nicht wichtig genug, es fühlt sich allein gelassen, ohnmächtig oder nicht gewollt, um nur diese wenigen Beispiele zu nennen. Als Schutzstrategie unterdrückt das Kind die daraus resultierende negativen Gefühle, die dann im Unbewussten, im psychischen Betriebssystem, weiter wirken und als negative Teilpersönlichkeit wieder in das Bewusstsein aufsteigen, wenn die negative Gefühle getriggert werden. Der Perfektionist ist geboren.
Die Macht des Perfektionisten
Insbesondere in der Arbeitswelt entfaltet sich die Macht des Perfektionisten besonders stark. Hier hat er sein ideales Spielfeld. Vorgesetzte verlangen von ihren Angestellten absolute Perfektion und lassen nichts anderes gelten. Über jeden noch so kleinen Fehler wird sich aufgeregt. Angestellte wiederum machen sich darüber hinaus selbst noch für ihre Fehler nieder oder nehmen ihre Vorgesetzten nicht mehr ernst, wenn diese sich Fehler erlauben. Natürlich sollten wir alle versuchen, unser Bestes zu geben, aber wir sind Menschen. Und Menschen machen Fehler. Ja, der Perfektionist kann größten Schaden anrichten. Darum ist es für jeden von uns von größter Bedeutung, sich seiner tiefsten negativen Gefühle zu stellen und sich nicht von Teilpersönlichkeiten beherrschen zu lassen. Denn der Perfektionist ist in der Kindheit stehen geblieben und will immer noch seinen Eltern gefallen, damit er beschützt und anerkannt wird.
Die Würdigung des Perfektionisten - und seine Entmachtung
Wenn Sie auch zu denjenigen gehören, die sich selbst das Leben durch überhöhten und nicht zu erfüllenden Anspruch an sich selbst und die Umwelt schwer machen und Sie vielleicht schon die ersten Anzeichen wie Schlaflosigkeit, Herzrasen oder extreme Nervosität an sich beobachten, dann entziehen Sie dem Perfektionist seine Macht.
Zunächst allerdings erkennen Sie seine positive Seite an: Sie dürfen stolz auf sich sein, Sie haben sich zu einer Kämpfer-Natur entwickelt, die nicht so schnell aufgibt. Doch jetzt ist es an der Zeit, lockerer zu werden, Gelassenheit zu entwickeln.
Lernen Sie, sich einzugestehen, dass hinter dem Perfektionswahn die pure Angst des Kindes steht. Diese Angst dürfen Sie loslassen. Sie sind jetzt erwachsen. Sie brauchen die Angst nicht mehr. Überzeugen Sie das Kind in Ihnen, dass es auch ohne Angst leben darf.
Entwickeln Sie Strategien des Loslassens und der Stärkung ihres inneren Kindes. Dann fühlen Sie sich als Person vollständiger, selbstbewusster und das Leben wird einfacher. Der Perfektionist wird nicht vollständig verschwinden, aber Sie haben jetzt die Macht über ihn und können ihn in seine Schranken weisen. Lesen Sie dazu auch meinen Blog über die Teilpersönlichkeiten oder vereinbaren Sie einen Termin. Ich unterstütze Sie gern.
Noch ein Wort in eigener Sache: Ich bitte mir nachzusehen, dass ich ausschließlich den maskulinen Genus im Text verwende. So liest es sich einfacher und ich hoffe, dass sich dennoch jede/r angesprochen fühlt :-).
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