Selbstliebe - für viele ein schwieriges Thema

Sind Sie sich selbst Ihr schlimmster Feind? Stehen Sie sich selbst gern im Weg? Sind Sie übermäßig kritisch, bei allem was Sie selbst betrifft? Für so viele Meschen, wenn nicht sogar die meisten, ist es völlig normal, ständig an sich selbst herumzumäkeln, einem perfektionistischen Phantom von Selbstbild nachzujagen, sodass sie überhaupt nicht auf die Idee kommen, einmal inne zu halten und sich selbst zu fragen: "Halt, Moment mal, wie gehe ich denn gerade mit mir um?"

Anderen Menschen respektvoll, freundlich, ja sogar liebevoll zu begegnen, das ist selbstverständlich, doch sich selbst ebenso zu behandeln, warum ist das so schwierig?

Vielleicht hat sich seit Ihrer frühesten Kindheit eine innere Stimme entwickelt, ich nenne sie den "Kritiker" oder den "Perfektionisten", die Sie davon abhält, das zu leben was Sie immer schon leben wollten oder so zu sein, wie Sie einfach sind. Dann geben Sie sich selbst eine Chance und lernen Sie, sich selbst zu lieben. Ganz einfach so. Sie werden erstaunt sein, was dann alles möglich ist.

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Fehler begangen. Vielleicht haben Sie beispielsweise im Job ein wichtiges Meeting verpasst, weil Sie ihn nicht in den Kalender eingetragen haben oder das Auto nicht rechtzeitig über den TÜV gebracht, Sie haben vergessen, Ihrer Mutter zum Geburtstag zu gratulieren. Was macht man normalerweise? Man beginnt, sich innerlich zu beschimpfen. "Mist, wie konnte ich nur...ich bin das Letzte...kann ich nicht aufpassen"? Kritiker und Perfektionist sind ganz in ihrem Element. 

Dann sagen Sie sich bitte in dieser Situation: "Halt Stop!" und schalten Sie auf Mitgefühl um. Fehler sind ein wunderbarer Weg, Selbstliebe zu lernen. Geben Sie sich jetzt genau das Verständnis und Mitgefühl, das Sie anderen geben würden. Sagen Sie sich selbst, dass Sie auch nur ein Mensch sind, dass Fehler passieren und dass es nicht der Letzte war. Sagen Sie sich, dass Sie dennoch ein toller Mensch mit vielen guten Eigenschaften sind und dass davon die Welt nicht untergeht. Treten Sie aus Ihrem Gedankenkarussel heraus und ersetzen Sie ihre Selbst-Beschimpfungen durch Sätze des Mitgefühls. Sie werden sich sehr erleichtert fühlen und Situationen klarer benennen und beurteilen können. 

Haben Sie schon einmal den Satz "Jedes Nein zu einem anderen, ist ein Ja zu mir selbst" gehört? So einfach ist es letztendlich. Wäre da nur nicht die Angst, die einen davon abhält, das zu sagen und zu tun, was Ihnen nicht nur gut tut, sondern was auch richtig und angemessen ist. Oftmals ist es die Angst vor Ablehnung, die dazu führt, andere wichtiger zu nehmen als unsere eigenen Bedürfnisse. Wir oft haben Sie sich schon zum Dinner verabredet, obwohl Sie lieber gemütlich zuhause ausruhen würden? Wie oft haben Sie schon Arbeit von KollegInnen, angenommen, obwohl Ihr eigener Schreibtisch schon voll genug ist? Die Überwindung auch mal "Nein" zu sagen, stärkt Ihr eigenes Selbstwertgefühl und Ihre Selbstliebe.

Gesunde Selbstliebe hat auch nichts mit dem Ego zu tun. Das Ego hat sich seit Anbeginn der Menschheit als reiner Überlebensinstinkt entwickelt, mit der einzigen Aufgabe, die Selbsterhaltung zu sichern. In unserer heutigen Welt ist es nicht mehr nötig, gegen eine unwirtliche Umwelt zu kämpfen, darum hat sich das Ego andere Schauplätze gesucht: Konkurrenzkampf um höher, schneller, weiter. Um Parkplätze, Jobs oder die kürzeste Schlange im Supermarkt.  

Sie können das Ego jedoch genauso gut in seine Schranken weisen. Denn hinter dem größten Ego lauert nur die größte Angst. Werde ich auch wahrgenommen? Wenn ich nicht mitziehe, gehöre ich nicht dazu. Wenn ich als Vorgesetzte/r ernst genommen werden will, muss ich harte Entscheidungen treffen. So spricht das Ego. Das Ego lebt ausschließlich in der materiellen Welt. Nutzen Sie die Kraft und Stärke des Ego, um Ziele zu erreichen, aber lassen Sie sich nicht davon beherrschen.

Je mehr Sie sich um sich selbst kümmern, sich selbst liebevoll annehmen können, umso leichter löst sich die Angst vor Versagen in Ihnen auf. Sie finden mehr zu sich selbst, zu Ihrem inneren Kern mit all seinem Potential.

Wenn Sie lernen wollen, sich selbst mehr zu lieben und Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln, dann brauchen Sie als Grundlage zunächst nur eines: Aufmerksamkeit. Aktivieren Sie Ihren inneren Beobachter als Gegenpol zum Kritiker und Perfektionisten, der Sie immer wieder sanft zurück holt und daran erinnert, dass mehr als eine Möglichkeit vorhanden ist, eine Situation oder einen Menschen zu betrachten.

• Entwickeln Sie Verständnis für Ihre eigenen Schwächen und Fehler.
• Üben Sie sich in Geduld und seien Sie nicht mehr so hart zu sich selbst.
• Loben Sie sich selbst, auch für Kleinigkeiten
• Noch einmal: Lernen Sie "Nein" zu sagen, wenn es zu Ihrem Wohl ist und zum Wohle aller dient.
• Üben Sie sich in Entspannung. Angst ist Anspannung, Selbstliebe funktioniert nur, wenn Sie sich entspannen und wahrnehmen, was Ihnen jetzt gerade gut tut. 
• Lernen Sie zu meditieren. Gerade wenn Sie unter großer innerer Anspannung leiden, ist Meditation die beste und einfachste Art, loszulassen und seine inneren Stimmen genauer wahrzunehmen.
• Üben Sie sich in ganz praktischer Selbstliebe: Planen Sie immer wieder Zeit nur für sich selbst ein, kaufen Sie sich Blumen oder lassen Sie sich in einem Wellness-Spa verwöhnen. 

Ja, Selbstliebe zu praktizieren ist eines der schwersten Aufgaben, die wir haben. Aber erst wenn wir Frieden mit uns selbst geschlossen haben, können wir uns selbst lieben und diese Liebe auch nach außen bringen und zum Frieden auf der Welt beitragen.