Sind Sie gerade auf Jobsuche und seufzen leise vor sich hin, weil Sie jetzt erst einmal Ihre Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand bringen müssen? Dann ist vielleicht eine Bewerbung per Video genau das Richtige für Sie. Immer mehr Unternehmen setzen mittlerweile auch auf Videos, um geeignete Kandidaten zu finden. Die meisten Menschen - und vielleicht gehören Sie auch dazu - sprechen nun mal lieber als dass sie schreiben.
Stellen Sie sich vor: Kein Lebenslauf oder Anschreiben formulieren, das lästige Motivationsschreiben, alles fällt weg. Sie bewerben sich ganz einfach per Handyvideo oder Sprachapp ohne ein Wort zu tippen. Ebenfalls ist es sogar schon möglich, sich über Alexa zu bewerben. Die Agentur deepblue networks aus Hamburg nutzt das Amazon-Gerät, um Jobsuchern die Möglichkeit zu geben, sich durch die Beantwortung von sechs Fragen direkt zu bewerben. Ist das die Zukunft?
Die Vorteile
Wie schon gesagt, das lästige Schreiben von Bewerbungen fällt weg und man hat im Video die Möglichkeit, sofort frei und ungezwungen zu zeigen, wer man ist. Im kreativen Bereich ist das Thema Video- oder Sprachbewerbung schon längst angekommen, aber auch in Branchen, in denen man es kaum erwarten könnte, wie zum Beispiel im gewerblichen Bereich. Wer Schwierigkeiten hat, sich schriftlich auszudrücken und sich per Sprach-App bewerben kann, ist hier auf jeden Fall im Vorteil. Wolfgang Brickwedde vom Institut for Competitive Recruiting (ICR), Heidelberg, eine Unternehmensberatung, hält es für möglich, dass die "gesprochene Mappe" in fünf bis zehn Jahren Standard wird. (Quelle: managerSeminare - Das Weiterbildungsmagazin, Ausgabe 261)
Auch im Marketing oder im Vertrieb können Bewerber, die sich mit einem gut erstellten Video präsentieren, sofort auf ihre Stärken hinweisen. Dabei muss das Video nicht professionell aussehen, sondern darf ganz einfach mit dem Handy aufgenommen werden. Wichtig ist nur, dass es authentisch wirkt. Also achten Sie genau wie im Bewerbungsgespräch auf die für den Job angemessene und natürlich gepflegte Kleidung, halten Sie das Handy auf Augenhöhe, sodass der Kopf vollständig zu sehen ist und sprechen Sie laut und deutlich. Natürlich sollten Sie sich auch hier vorher genau überlegen, was Sie sagen. Bitte keine Floskeln wie "Meine Stärken sind...", sondern konzentrieren Sie sich auf den künftigen Arbeitgeber. Was bringen Sie mit? Was können Sie?
Bewerbungspapst Jürgen Hesse empfiehlt, dass ein Video nicht länger als drei Minuten sein sollte. Das ist schon völlig ausreichend. Wenn man bedenkt, dass sich ein Personalverantwortlicher für das Motivationsschreiben einer schriftlichen Bewerbung höchstens ein bis zwei Minuten Zeit nimmt, sind drei Minuten schon sehr viel.
Die Nachteile
Wenn sich ein Personaler also drei Minuten pro Bewerber Zeit nehmen muss, ist das natürlich auch schon wieder ein Nachteil. Gäbe es also nur noch Videobewerbungen, würden die Personalabteilungen schlichtweg zusammenbrechen. Aber auch dafür gibt es schon eine Lösung. Der Konsumgüterkonzern Unilever lädt Bewerber zum Videointerview ein, die dann später von künstlicher Intelligenz hinsichtlich Körpersprache, Kommunikationsfähigkeit und Wortwahl ausgewertet werden.
Auch die gesprochenen Bewerbungen lassen sich problemlos über Algorithmen auswerten. Der Aachener Dienstleister Precire behauptet sogar, per Sprachanalyse Fähigkeiten und Eigenschaften an Bewerbern zu erkennen, von denen diese selbst nichts wissen. Das Zeitarbeitsunternehmen Randstad arbeitet bereits mit der Sprachanalyse.
Andererseits hält Dr. Tim Weitzel, Professor für Wirtschaftsinformatik, Universität Bamberg, eine Beurteilung durch KI und Algorithmen für extrem unseriös und noch nicht genügend ausgereift.
Fazit
Die Bewerbung per Video oder Sprach-App ist für Bewerber, denen das Schriftliche nicht so liegt, oder deren Lebenslauf alles andere als gerade verläuft, eine sehr gute Alternative. Dabei kommt es natürlich auch auf die Branche an. Ein eher konservatives Unternehmen wird die schriftliche Bewerbung weiterhin vorziehen. Doch die Jobsuche per Audio- und/oder Videodatei ist auf dem Vormarsch.
Für die Unternehmen bedeutet, ein Video anzuschauen wesentlich mehr Zeitaufwand. Darum werden diese Bewerbungsverfahren vorerst sicherlich nur in speziellen Branchen angeboten. Die schriftliche Bewerbung wird auch weiterhin Bestand haben, doch früher oder später fällt das Anschreiben weg. Für Auszubildende ist das jetzt schon die Regel. Auch die Deutsche Bahn verzichtet schon darauf. Dennoch wird die letzte Runde, also die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch auch bestehen bleiben. Die Bewerbung per Video hat sicherlich Zukunft, ist aber zurzeit noch nicht wirklich ausgereift.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie mich oder rufen Sie mich an: Tel. 0151 17940187 oder 0221 16999216.
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