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Das innere Kind in verschiedenen Altersstufen

In der Arbeit mit dem inneren Kind wird immer von einem kleinen Kind gesprochen. Aber ich bin durch meine vielfältigen Erfahrungen mit meinen Klienten schon länger dazu übergegangen, das innere Kind differenziert zu betrachen und eine Einteilung von fünf, zehn und fünfzehn Jahren vorzunehmen. Denn in allen drei Altersstufen werden verschiedene Erfahrungen gemacht. Verliefen die ersten Jahre vielleicht noch behütet durch die Familie wie aus dem Bilderbuch, können spätere Verletzungen beispielsweise in der Schule oder durch andere Außenstehende hinzukommen.

Diese zu erkennen und die dahinter stehenden Glaubenssätze und Schutzstrategien aufzudecken, ist natürlich nur möglich, wenn eine Übesicht bis zur Pubertät erstellt wird. Insbesondere die Pubertät, die für die meisten von uns, allein durch die hormonelle Umstellung, mit vielen neuen Erfahrungen verbunden ist, sollte genauer angeschaut werden, bevor die Loslösung von alten und hinderlichen Leitlinien in Angriff genommen werden kann.

Das innere Kind im Alter von fünf Jahren

In den ersten fünf Jahre eines Kindes werden die Weichen für die Ausprägung eines Charakters, einer Persönlichkeit, gestellt. Im Grunde müsste man auch die vorgeburtliche Zeit hinzunehmen, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine positiv verlaufende Schwangerschaft, in der das Kind willkommen geheißen wird, auch jetzt schon Einfluss nimmt. Dies gilt umso mehr für negative Gedanken und Gefühle und vor allem Ängste, die die Mutter auf das Ungeborene überträgt. Ist das Kind geboren, braucht es zur Entwicklung die Erfüllung von fünf universellen Grundbedürfnissen:

  1. Aufmerksamkeit - Das Bedürfnis nach Bindung, nach Liebe
  2. Schutz, Sicherheit - In einem geschützten Rahmen werden physische Grundbedürfnisse erfüllt
  3. Freiheit oder Autonomie - Jetzt finden die ersten Entwicklungsschritte statt, auf eigenene Beinen erkundet das Kind die nähere Umgebung
  4. Lustbefriedigung - Das Kind will Freude verspüren und auch genießen
  5. Selbstwerterhöhung und Anerkennung - Das Kind will gelobt werden, wenn etwas gelingt

Kommt es hinsichtlich dieser fünf Grundbedüfnisse zu Störungen - und niemand wächst in einer perfekten Kindheit auf - entwickeln sich die ersten negativen Glaubenssätze wie beispielsweise:

 

     zu Punkt 1: "Ich bin allein, keiner kümmert sich um mich."

     zu Punkt 2: "Ich bin ohnmächtig, bin dir ausgeliefert."

     zu Punkt 3: "Ich darf das nicht, ich traue mich nicht."

     zu Punkt 4: "Ich darf nicht genießen."

     zu Punkt 5: "Ich bin es nicht wert."

 

Natürlich ist die Liste von Glaubenssätze unendlich viel länger, aber letztendlich lassen sich alle auf die oben genannten zurückführen. In den ersten Jahren bildet sich auch die erste von zwei Grundängsten aus, die uns ein Leben lang begleiten können, wenn sie nicht bearbeitet und losgelassen werden. Die zweite kommt in der Regel erst später hinzu.

Für das erste Grundbedürfnis, Aufmersamkeit, und den Glaubenssatz " Ich bin allein", könnte die Angst vor dem Verlassenwerden oder die Angst vor Nähe ausgebildet werden. Letztendlich braucht das Kind in den ersten Jahren vor allem Liebe und Sicherheit.

Das innere Kind im Alter von zehn Jahren

Ich erlebe mit meinen Klienten immer wieder, dass mir gesagt wird, die ersten Jahren seien sehr schön und unbeschwert gewesen. Doch im Alter von etwa zehn Jahren können sich beispielsweise durch den Wechsel auf eine weiterführende Schule neue Glaubenssätze bilden. Vielleicht sackt der Notenspiegel unerwartet herab, weil die Umstellung doch schwieriger war, als erwartet und das Kind kann Glaubenssätze wie "Ich bin nicht gut genug." entwickeln. Als Folge davon bildet sich jetzt eine zweite Grundangst aus, zum Beispiel die Angst vor dem Versagen. Um sich vor diesem unangenehmen Gefühl zu schützen, entwickelt das Kind Schutzstrategien.

Die erste dieser Strategien könnte die Ausbildung der inneren Stimme eines Perfektionisten sein, die ständig zu neuen Höchstleistungen antreibt und nie zufrieden ist. Oder die Entwicklung verläuft ins Gegenteil und die Stimme des inneren Wiederstandes wird immer lauter in Form von Sätzen wie: "Ich muss das nicht machen. Ich brauche das sowieso nicht." Beide Strategien helfen dem Kind zu überleben, aber auf lange Sicht wird hier ein Selbstschutz installiert, der zwar unangenehme Gefühle unterdrückt, aber damit auch gleichzeitig einen Teil der Persönlichkeit abspaltet, der im weiteren Verlauf des Lebens immer wieder zu Realitätsverzerrungen führen kann.

Doch durch Bewusstmachen der Handlungen und Reaktionen des inneren Kindes, kann der Erwachsene diese Persönlichkeitsanteile erkennen und reintegrieren.

Das innere Kind im Alter von 15 Jahren

Jetzt haben sich die Glaubenssätze verfestigt und die dazugehörigen Schutzmechanismen funktionieren. Im Alter von fünfzehn Jahren kommen nun noch die Hormone mit ins Spiel. Die Rebellion, der innere Widerstand könnten sich verstärken oder das Gegenteil, die Überanpassung nimmt konkrete Formen an. Die ersten Beziehungen zum anderen Geschlecht werden geknüpft und damit einher können auch Erfahrungen des Verlassenwerden gemacht werden.

All dies kann zur Verfestigung der Glaubenssätze und Schutzmechanismen führen oder es können auch jetzt noch neue hinzukommen. Insbesondere Punkt vier; Lustbefiriedigung mit dem Glaubenssatz: "Ich darf nicht genießen" und Punkt fünf; Selbstwerterhöhung und Anerkennung mit dem Glaubenssatz: "ich bin es nicht wert", können sich auch erst später entwickeln.

Hier spielen also die Beziehungen zu Freunden oder anderen außenstehenden Personen eine große Rolle und das Verhältnis zu den engsten Bezugspersonen tritt in den Hintergrund. Das Idealbild des Partners kann sich jetzt verfestigen und waren es vorher - unbewusst - der Vater oder die Mutter, kann sich, als Aufbegehren gegen das Elternhaus, ein geigenteiliges Idealbild als lebenslage Leitlinie durchsetzen.

Es ist also für die Arbeit mit dem inneren Kind und ein gelungenes, erfolgreiches Coaching grundlegend notwendig, die verschiedenen Alterstufen in der Ausprägung einer Persönlichkeit zu beachten. Nur so ist es möglich, die installierten Glaubenssätze und Schutzmechanismen zu erkennen, zu bearbeiten und loszulassen.

 

Für weitere Infos kontaktieren Sie mich gern, Tel. 0151 17940187 oder 0221 16999216.

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