Die Arbeit mit dem inneren Kind ist eine meiner Methoden, um das, was Ihnen Schwierigkeiten und Probleme macht, sei es privat oder beruflich, zu erkennen und zu lösen. Warum ist das so? Ein Teil unserer Persönlichkeit bleibt ein Leben lang Kind. Nach Chopich/Paul - und dieser Meinung bin ich ebenfalls - besteht die Persönlichkeit eines Menschen überhaupt nur aus diesen zwei Aspekten: Der innere Erwachsene und das innere Kind.
Wenn Sie lernen, diese beiden Seiten bewusst wahrzunehmen, zu harmonisieren und miteinander in Einklang zu bringen, finden Sie in sich Ruhe und Frieden. Sie können Ihre Ziele klarer und leichter benennen und schneller erreichen. Doch was ist das denn genau, das innere Kind, der innere Erwachsene?
Das innere Kind wird der rechten Gehirnhälfte zugeordnet, dem „Sein“. Hier befindet sich das ganzheitliche Denken, das Fühlen aus dem Bauch heraus, die instinktive Seite, Kreativität und Inspiration, aber auch alle Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit. Die linke Gehirnhälfte wird dem inneren Erwachsenen zugeordnet, dem „Tun“. Alle Aktivitäten, das Denken, Lernen, Logik, Struktur und Ordnung sind hier angesiedelt. Arbeiten beide Gehirnhälften harmonisch zusammen, bildet sich eine starke Persönlichkeit, die seine gesteckten Ziele ohne größere Schwierigkeiten erreicht.
Leider ist dies bei den meisten Menschen eher selten der Fall. Denn das innere Kind, wie auch das Reale, lernt vom ersten Tag seiner Geburt: von seinen Mitmenschen, seiner näheren Umgebung. Und die negativen Erfahrungen prägen sich leider tiefer ein. Je nachdem wie positiv oder negativ die Erfahrungen waren, bildet sich die Persönlichkeit, die in vier Bereiche eingeteilt werden kann. Aber natürlich existiert nur ein inneres Kind – ein innerer Erwachsener.
1. Das ungeliebte innere Kind
Wir alle brauchen negative Erfahrungen, um daran zu wachsen und zu lernen. Doch in der Kindheit brauchen wir vor allem Liebe, Aufmerksamkeit und Geborgenheit, um zu überleben. Wird dieses hochsensibele Band durch Erfahrungen von Verlassenheit, zu wenig Beachtung oder Verständnis gestört, übernimmt das Kind die Verantwortung, damit die Beziehung zu den Eltern auch weiterhin besteht. Diese Handlungen der Eltern müssen auch nicht extrem sein. Es reichen schon Kleinigkeiten oder Sätze aus, die immer wieder vorkommen. Das Kind aber fühlt sich einsam, verlassen, unwert und ungeliebt und schließt daraus, dass es schlecht, nicht richtig ist. Es versucht alles, um den Eltern auch weiterhin zu gefallen und unterdrückt in sich die negativen Gefühle. So entsteht beispielsweise ein Hang zur Perfektion, weil das innere Kind immer noch glaubt, nicht zu genügen.
2. das geliebte innere Kind
Das geliebte innere Kind ist das ursprüngliche Kind. Es ist die Quelle unseres Potentials, lebendig, offen, stark, voller Lebensfreude und Leidenschaft. Es ist empathisch und weiß instinktiv, was ihm gut tut und was nicht. Das innere Kind denkt ganzheitlich und kann aus einer Vielzahl gleichzeitiger Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn Sie einen Zugang zu Ihrem geliebten inneren Kind haben, können Sie aus Ihrem kreativen, schöpferischen Potential schöpfen und so Ihre Ziele leichter erreichen. Sie lernen ebenfalls liebevoll, respekt- und veranwortungsvoll mit ganz realen Kindern - seien es Ihre eigenen oder zukünftige - umzugehen.
3. Der lieblose Erwachsene
Den lieblosen Erwachsenen kann man nochmals in zwei Kategorien aufteilen: den Autoritären, der das innere Kind vor allem kontrollieren und für die Einsamkeitsgefühle des inneren Kindes keine Verantwortung übernehmen will. Er lässt somit sein inneres Kind im Stich und schneidet sich gleichzeitig von seinen eigenen Gefühlen ab. Der gleichgültige Erwachsene hingegen, ist völlig abwesend und überlässt dem inneren Kind die Führung über sein Leben. Er erlaubt dem inneren Kind im schlimmsten Fall selbstzerstörerisch zu sein, sich durch Sucht und Abhängigkeit zu betäuben oder andere durch physische oder emotionale Gewalt zu zerstören. Dieser lieblose Erwachsene ist immer ein Abbild von Autoritätspersonen im Umkreis des inneren Kindes.
4. Der liebevolle Erwachsene
Der liebevolle Erwachsene ist stets bereit und offen, von und mit dem inneren Kind zu lernen. Er ist mutig und selbstreflexiv genug, sich selbst immer besser kennen lernen zu wollen. Er ist bereit, alte Kindheitswunden anzuschauen und zu heilen und alte Glaubenssätze und Überzeugungen durch die Wahrheit zu ersetzen. Der liebevolle Erwachsene ist immer bereit, die Gefühle des inneren Kindes wahrzunehmen. Er ist aber ebenso bereit, dem inneren Kind Grenzen zu setzen. So hat er die Macht über sich selbst, seine Entscheidungen, und die Möglichkeiten die Wünsche und Träume des inneren Kindes umzusetzen.
Die Arbeit mit dem inneren Kind stärkt Sie somit gleichzeitig auf zwei Ebenen: Sie können, neben der Möglichkeit alte Wunden zu heilen, Ihre Kindheit noch einmal neu betrachten und die damit verbundenen unterdrückten Wünsche, Träume und Hoffnungen in Ihr jetziges Leben integrieren. Und Sie als Erwachsener erfahren eine Bewusstseinserweiterung, die Ihnen im Umgang mit den Mitmenschen, insbesondere im Berufsleben, von großer Hilfe und Unterstützung ist.
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Barbara Tomforde (Samstag, 21 Oktober 2017 20:58)
Hallo Frau Huisgen,
was für eine schöne Einführung in ein vielschichtiges Thema, vielen Dank dafür !
Die Beschreibung des liebevollen Erwachsenen klingt so schön und macht neugierig darauf, diese Seite der eigenen Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Viele Grüße aus Tübingen
B.Tomforde